05 Mai 2024
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Ein Portrait voller Erfolge: Prof. Dr. Ali Yarayan

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Ein Portrait voller Erfolge: Prof. Dr. Ali Yarayan

 

Letzten Monat haben wir uns mit einer Persönlichkeit getroffen, die uns bewiesen hat, dass Erfolg kein Zufall ist, sondern durch Zielstrebigkeit, Sorgfalt und Disziplin erreicht werden kann. Die Reportage führten wir mit Herrn Prof. Dr. Ali Yarayan, der uns seine Perfektion im türkischen und deutschen Recht aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen im Studium und Berufsleben vor Augen führte; das außerordentliche angenehme Gespräch führten wir in seiner Müllheimer Anwaltskanzlei und konnten feststellen, wie er seine inspirierende Arbeitsmoral mit seiner bescheidenen Natur verbindet.

 

Dürfen wir um einen kurzen Lebenslauf bitten? Wo sind Sie geboren, wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?

 

Geboren und aufgewachsen bin ich in Müllheim. Ich bin als Sohn eines Bauarbeiters im Jahre 1976 geboren. In meiner Familie bin ich der älteste von 3 Geschwistern. Angeschlossen haben sich die Schullaufbahn und die Universität.

 

An welcher Universität haben Sie studiert?

 

Mein Studium habe ich 1995 hier an der Universität Freiburg begonnen und 2000 abgeschlossen. 2002 habe ich dann mein Referendariat beendet und 2004 meine Doktorarbeit. Meine Dissertation habe ich zum Thema „Der Schutz von Datenbanken im deutschen und türkischen Recht“, also im Bereich des Urheberrechts verfasst.

 

Und wie haben Sie sich dazu entschlossen, den Weg zur Professur weiterzuverfolgen?

 

Ich habe gemerkt, dass mir besonders die wissenschaftliche Arbeit während meiner Doktorarbeit gefallen hat. Drei Tage nach meiner Promotion habe ich meiner Frau gesagt, dass ich weiter machen möchte, mithin Professor werden möchte. Natürlich war sie erst einmal verwundert, hat mich aber auf diesem Weg vollkommen unterstützt. Letztes Jahr habe ich dann an der Universität Erlangen-Nürnberg meine Professur erhalten.

 

Soweit wir wissen, haben Sie einige Aufsätze und Bücher geschrieben? Können Sie uns hierzu Genaueres erzählen?

 

Ich habe sowohl deutsche als auch türkische Veröffentlichungen. Eines meiner Bücher wurde mit dem Titel „Das türkische Zivilrecht – Grundlagenwissen“ veröffentlicht. Im Allgemeinen arbeite ich rechtsvergleichend im Bereich des türkischen und deutschen Rechts.

 

Gibt es in der Anwendung zwischen dem türkischen und deutschen Recht einen großen Unterschied?

 

Im Vergleich zum Verfahrensablauf in der Türkei sind die Urteile nach deutschem Recht viel detaillierter und tiefgehender; so ist es üblich, dass diese 10, 15 sogar 20 Seiten lang sind. In der Türkei gibt es demgegenüber viele Urteile des Kassationshofs, die nur 2 Seiten umfassen.

 

Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür? Dass es zu viele Prozesse gibt?

 

Der Grund dafür ist ganz bestimmt nicht der Qualitätsmangel. Auch in der Türkei haben wir qualitativ sehr gute Juristen. Es gab allerdings bis ca. Mitte dieses Jahres in der ordentlichen Gerichtsbarkeit nur zwei Instanzen. In Deutschland gibt es außerdem noch die Berufungsgerichte. Es handelt sich also um einen systembedingten Grund. Allerdings hat sich dieser Zustand verändert. Zwischenzeitlich gibt es nämlich auch in der ordentlichen Gerichtsbarkeit der Türkei Berufungsgerichte. Dies dürfte einiges verändern.

Wie haben Sie sich auf den Weg zum Anwalt gemacht? Haben Sie ein Ereignis gehabt, welches Sie dazu verleitet hat?

 

Auf dem Gymnasium gab es zwei Schwerpunktfächer. Das eine war bei mir Latein und das andere Politik. Dort haben wir die deutschen Grundrechte durchgenommen. Die juristische Sprache dort hat mir sehr gefallen. In der 12. Klasse gab es dann an der Universität einen zweitägigen „Tag der offenen Tür“, an denen man konnte an den Vorlesungen teilnehmen konnte. Ich hatte dann als erstes an einer Vorlesung für Medizin teilgenommen. Diese hatte mir aber überhaupt nicht gefallen. Danach habe ich dann eine Vorlesung der Rechtswissenschaften besucht und war begeistert. Sie war sehr systematisch und es herrschte eine sehr geordnete Denkstruktur. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich dann auch für das Jurastudium entschieden. Juristen gehen in ihrer Arbeit sehr in die Tiefe. Dies ist auch im Lateinischen so. Im Fach Latein habe ich meinen Abschluss als Schulbester absolviert. Es ist eine sehr systematische Sprache, die sehr detailgetreu ist. Eine Person hat mir einmal gesagt, „Herr Yarayan, wissen Sie in welchen Unterricht wir hochbegabte Personen schicken? In den Türkischunterricht, denn die türkische Sprache ist genau wie Latein eine Intelligenz fördernde Sprache.“

 

Welche unverzichtbaren Prinzipien gibt es bezüglich Ihrer Arbeit?

 

Ich mag meine Arbeit als Jurist und versuche meine Arbeit mit größter Sorgfalt zu erledigen. In meiner Studienzeit an der Universität hat einmal ein sehr geschätzter Professor zu den zu spät kommenden Studenten gesagt: „Die akademische Freiheit bedeutet nicht, dass Sie dann kommen und gehen können, wann Sie möchten. Vielmehr sollten Sie eine Sache entweder richtig oder gar nicht machen. Wenn Sie also hier sind, hören Sie entweder zu oder kommen erst gar nicht in die Vorlesung”. Für mich waren diese Sätze sehr wichtig. Ich habe sie zu Herzen genommen und sie immer umzusetzen versucht und setze sie immer noch bei jeglicher Art von Arbeit um. Daher möchte ich meine Arbeit immer so perfekt wie möglich erledigen. Insgesamt läuft es auch sehr gut.

 

In Deutschland gibt es sehr viele Mitbürger mit türkischen Wurzeln? Gib es Ihrer Meinung nach auch genügend Anwälte für diese?

 

Meine Beobachtungen sind die, dass es sehr viele Juraabsolventen gibt, die sich nach ihrem Studium um die türkischen Staatsbürger rechtlich kümmern. Ich denke, dass sich diese auch im Bereich der türkischen Rechtssprache weiterentwickeln. Vor allem im Familienrecht, Erbrecht, Mietrecht, Verkehrs- und Strafrecht sind diese tätig. Es gibt allerdings sehr wenige Anwälte, die im Bereich des Wirtschaftsrechts praktizieren.

 

Einige Leser von Baden Haber sind Studenten. Haben Sie für die Jurastudenten oder die, die einmal Jura studieren möchten, eine Empfehlung?

 

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Bauarbeiter. Mein Vater war ein Bauarbeiter. Um eine Mauer zu errichten, braucht er natürlich eine Kelle und z.B. Steine. Unser Handwerkszeug als Juristen ist die juristische Methodenlehre. Diese benötigen Sie z.B. um Gesetzesänderungen zu verstehen oder neue Verträge auslegen zu können. Das kann man sich nicht einfach aus den Fingern saugen. Auslegungsmethoden und Methodenlehre sind deshalb sehr wichtig. Wenn ein Jurist diese nicht zu 100 % beherrscht, wird seine Arbeit nicht reibungslos laufen. Ich würde sagen, dass Studenten hierauf einen Schwerpunkt legen sollten, denn in der Universität wird dies zu wenig durchgenommen. Ferner sollten sie all ihre Arbeit mit höchster Sorgfalt erledigen.

 

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Baden Haber